Leitgedanken

Recht sehr zu wünschen!

 

 

Recht sehr zu wünschen, dass es in jedem Staate Männer geben möchte, die über die Vorurteile der Völkerschaft hinweg wären, und genau wüssten, wo Patriotismus Tugend zu sein aufhört.

Recht sehr zu wünschen, dass es in jedem Staate Männer geben möchte, die dem Vorurteil ihrer angeborenen Religion nicht unterlägen; nicht glaubten, dass alles notwendig gut und wahr sein müsse, was sie für gut und wahr erkennen.

Recht sehr zu wünschen, dass es in jedem Staate Männer geben möchte, welche bürgerliche Hoheit nicht blendet, und bürgerliche Geringfügigkeit nicht ekelt; in deren Gesellschaft der Hohe sich gern herablässt, und der Geringe sich dreist erhebet.

 

 

Aus dem zweiten der insgesamt fünf fiktiven Dialoge “Ernst und Falk – Gespräche für Freymäurer”, die Lessing in den Jahren 1778 und 1780 veröffentlichte und die er dem Herzog Ferdinand von Braunschweig widmete, stammt der oben zitierte Abschnitt.
Auch heute noch, nach über zweihundert Jahren, in unserer modernen, sich wirtschaftlich und kulturell globalisierenden Welt, erscheint dies noch als ernstzunehmender Imperativ für ein von gegenseitiger Toleranz und Achtung getragenes Miteinander.

Das Denkmal am Lessingplatz in Braunschweig wurde am 29.09.1853 enthüllt. Es war das erste Denkmal der Stadt, das eine menschliche Gestalt zeigt